Jana 


26J alt

Erstdiagnose 2020

1 Laparoskopie

Endometriose Stadium III,

linkes Ovar und Kreuzband

Unterleibs- und Kreuzschmerzen

Blähungen

Übelkeit

Schwindel

Angstzustände

Schmerzen beim Stuhlgang

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Seit 2008 Diabetes mellitus Typ 1

Therapien: Hormontherapie, Psychotherapie, Osteopathie

Beruf: Geografie Studentin und Praktikantin

Hobbies: Yoga, Jazz & Swing Dance, Gospelchor, Cello, Poesie, Natur

 

«Die Wellen im Meer kann ich nicht aufhalten, aber ich kann lernen auf ihnen zu surfen - Ich bin mehr als die Höhen und Tiefen»

Zu meiner Geschichte gehören zwei chronische Krankheiten. Lasst mich also ein paar Jahre früher beginnen. Den Typ 1 Diabetes habe ich mit 14 Jahren bekommen. 
Bis dahin habe ich in meinem Leben nicht viele Gedanken über meine Gesundheit verloren. Alles war für mich selbstverständlich. Dass es auch anders sein könnte, wurde mir mit dieser Diagnose schlagartig bewusst. Alle nahmen Rücksicht auf mich. Ich erhielt sehr viel Aufmerksamkeit oder besser gesagt meine Krankheit erhielt sehr viel Aufmerksamkeit. Trotzdem wollte ich möglichst normal sein und keine Extrawurst bekommen aufgrund meiner Krankheit. Nichts hielt mich zurück, mein Leben war kaum eingeschränkt. Mit 19 Jahren entschied ich mich von der Fachmittelschule abzugehen und die Matura nachzuholen, um mir später dann den Traum eines Geografie Studiums zu verwirklichen. Auf den zahlreichen Exkursionen in diesem Studium war ich manchmal etwas langsamer unterwegs als andere, was mich aber nicht sonderlich störte. Ich konnte jedes Erlebnis des Studiums trotz chronischer Krankheit miterleben und geniessen.

 

Dann kam die Endometriose. Zu Beginn wurden meine Beschwerden, vor und während meiner Periode, als lästig, aber dennoch als normal bezeichnet. Ich war eben eine Frau, die starke Blutungen und deshalb etwas mehr Beschwerden als andere hatte. Hormone bekamen mir psychisch nicht gut, also lebte ich einfach mit diesen Beschwerden weiter, «isch hald so». Von Jahr zu Jahr wurde es immer schlimmer. Auf einer Gebirgswald-Exkursion im hochalpinen Gelände im letzten Sommer hatte ich dann solche Krämpfe, dass ich kaum noch geradestehen, geschweige denn mich auf irgendeinen Unterricht über Lawinenwälder konzentrieren konnte. Meine Tränen hielt ich zurück, wie so oft. Langsam, aber sicher hatte ich das Gefühl bald meine Wanderhose zu verbluten trotz zusätzlicher Binde, weil ein Tampon dann doch nie reichte. 

Die Gebirgswald-Exkursion musste ich letzten Endes schweren Herzens und mit grossen Selbstvorwürfen abbrechen. Ich konnte einfach nicht mehr. Den Leitern habe ich erklärt, dass ich aufgrund meines Diabetes die Exkursion abbrechen musste, weil ich mich zu sehr schämte, die Wahrheit über mein eigentliches Problem preiszugeben. Das würden sie nicht verstehen, sagte ich mir. Das Schwerste für mich war jedoch mir selbst einzugestehen, dass ich etwas nicht mehr mitmachen konnte. Es war für mich ein Aufgeben und ich hasste das Gefühl. Zähne zusammenbeissen ging nicht mehr. 

Im Jahr 2020 erhielt ich dann bei einer Bauchspiegelung die Diagnose, die ich insgeheim schon längst vermutete: Endometriose. Mein erster Gedanke: Scheisse, noch eine chronische Krankheit! Ich entschied mich in Sachen Therapie für das kleinere Übel, eine Langzeit Hormontherapie, damit bin ich jedoch bis heute nicht schmerzfrei, auch wenn ich meine Hose nicht mehr verblute. Bis heute glaubt mir kein Arzt, wie stark die Endometriose und die mitwirkenden Hormone auch meinen Blutzuckerspiegel beeinflussen. Ein Teufelskreislauf. Ich fühlte mich alleingelassen und unverstanden. Erst eine ganzheitliche Therapie und andere Betroffene gaben mir meinen Mut und meinen starken Willen wieder zurück.

 

Mein Diabetes ist sichtbar. Er ist Teil meines Lebens geworden. Mit ihm lebe ich viel bewusster, doch erst die unsichtbare Endometriose lehrte mich auch auf meinen Körper zu hören. Heute begegne ich ihr liebevoll und schenke ihr dieselbe Aufmerksamkeit wie meinem Diabetes. Wenn mein Körper zu mir spricht, so höre ich ihm nun zu und gebe ihm was er benötigt. Das ist weder aufgeben noch dagegen ankämpfen, das ist Selbstliebe.