Jessica
Erstdiagnose 2021
Adenomyose
Bauch- und Beckenschmerzen mit Ausstrahlung in die Beine
Rückenschmerzen
Verstopfungen
Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr
Erfolgloser Kinderwunsch
Zur Zeit Hormontherapie
Hobby: meine Hunde, kreativ sein, Fotografieren, Backen, Lesen
Mit 11 Jahren habe ich meine erste Mens bekommen. Die Schmerzen waren schon da, die Hölle. Ich dachte mir platzt der Unterleib auf. Dazu kam, dass ich immer sehr stark blutete.
Es wurde von Mens zu Mens schlimmer. Ich krümmte mich und es fiel mir schwer den Schulalltag zu meistern. Schmerzmittel halfen nichts. Oft hiess es nur, ich solle mich nicht so anstellen, das tut halt weh, wenn die Frau blutet. Ich dachte irgendwann, ja dann ist das halt so. Mit 13 Jahren bekam ich wegen den Schmerzen das Implanon Verhütungsstäbchen. Somit hatte ich keine Mens und keine Beschwerden. Für mich war das super. Ich fühlte mich gut und körperlich fit. Das Implanon erneuerte ich alle 3 Jahre immer nahtlos.
Mit 25 Jahren kam bei mir und meinem Partner der Kinderwunsch. Somit war klar, dass ich das Implanon nicht erneuern werde.
Ich hätte nie gedacht, dass ich nach all den Jahren immer noch solche Schmerzen habe. Erst dauerte es etwa 3 Monate bis sich alles eingespielt hat im Hormonhaushalt, danach erwischte es mich heftig. Ich blutete so stark, auch mit Gewebe und hatte immer 7-8 Tage Blutungen und 1-2 Tage noch Schmierblutungen. Die Schmerzen erstrecken sich über Bauch, Becken, Rücken, Leiste und strahlt in die Beine aus. Ich sagte mir immer: «Das ist normal. Sei dankbar, nur dank dem kannst du Kinder bekommen.»
Es ging so weit, dass die Schmerzen nicht mehr nur zyklusabhängig waren, sondern schon 3-5 Tage vor der Mens anfingen und bis 2-3 Tage nach der Mens anhielten. Die Verstopfungen waren auch Alltag. Dass ich 3-4 Tage nicht kann und einen Tag vor der Mens dann Durchfall habe war normal. Plötzlich änderte sich einiges, die Schmerzen waren fast jeden Tag da. Für mich nicht klar lokalisierbar ob Bauch oder Becken. Einfach überall. Während der Mens am schlimmsten. Manchmal lag ich da, krümmte mich und hoffte einfach
nicht ohnmächtig zu werden. Meine Gedanken: «So fühlen sich wohl Wehen an.»
Während den Krämpfen kalter Schweiss und Hitzewallungen. Die paar Minuten dazwischen war ich einfach dankbar, kurz ruhen zu können.
Nichts half, weder Schmerzmittel noch Bewegung. Das Einzige, das es aushaltbar macht, ist Wärme. Aber nur solange ich der Wanne liege oder das Kirschsteinkissen auf meinem Bauch habe.
Als dann noch Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr dazu kamen war mir klar, dass etwas nicht gut ist unten rum… Der Kinderwunsch blieb zu dem bis heute ein Wunsch.
In der Kinderwunschklinik hiess es immer: «Alles gut, wir kriegen Sie schnell schwanger.» Leider scheiterten 4 ICSI-Versuche immer an der Eizellqualität und Menge. Es kam nur zu einem Transfer. Man wollte dann eine Gebärmutterspiegelung mit Probeentnahme machen. Corona machte uns da im März 2020 einen Strich durch die Rechnung. Da die Schmerzen immer häufiger da waren, auch nachts, und die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sehr belastend waren, stellte ich mich im Oktober 2020 bei meiner Frauenärztin vor. Diese meinte es klinge nach Endometriose, da könne sie mir aber nicht weiterhelfen. Sie schaute dann mit dem Ultraschall doch nach und meinte ich hätte wohl ein Myom in der Gebärmutter. Das würde meine Beschwerden erklären. Sie gab mir ein Rezept für eine Östrogenpille in der Hoffnung, dass sich meine Beschwerden bessern.
Ich ging total verunsichert aus dem Termin und war nicht wirklich zufrieden.
Dank meiner lieben Freundin, die selbst Betroffene ist, blieb ich dran und vertraute auf mein Gefühl. Ich vereinbarte einen Termin in der Klinik für eine Zweitmeinung. Dort sagte man mir, dass klinge nach Endometriose. Im Ultraschall sah sie kein Myom, aber etwas deutlichere Gefässe, was auf ein Pelvic Congestion Syndrom hindeuten könnte. Also wurde ich ins MRI geschickt. Man sagte mir, dort würde man auch die Endometriose sehen. Ich war hoffnungsvoll,
dass das ganze bald einem Namen hat. Nach dem MRI hiess es die Gefässe seien okay und Endometriose sahen sie keine. Man bot mir an, die bekannte Pille gegen Endometriose zu nehmen, für 3 Monate. Wenn es besser wird, sei es Endometriose und dann könne man mir auch die Spirale oder weitere hormonelle Mitteln einsetzen. Ich solle in 3 Monaten wiederkommen. Ich ging ziemlich nachdenklich nach Hause. Fragen über Fragen. «Soll ich wirklich wieder Hormone nehmen?» «Was, wenn es besser wird?» Ich möchte dann doch genauer wissen, wo genau das Problem liegt, gerade weil noch der Kinderwunsch besteht. Ich entschied mich die Hormontherapie zu versuchen und bei einem Facharzt für Endometriose einen Termin zu vereinbaren, zur Kontrolle nach 3 Monaten. Für mich war klar, dass ich nach einem Frauenarzt suche, der das Gebiet beherrscht und nicht einer grossen Klinik angehört. Etwa 4-5 Wochen nach Beginn der Einnahme von der Hormontherapie merkte ich eine Besserung. Die Schmerzen wurden weniger, auch beim Geschlechtsverkehr und ich bekomme keine Mens mehr.
Dann kam der Kontrolltermin, ich war sehr nervös und hoffte auf Klarheit. Die Frauenärztin war sehr nett, einfühlsam und wusste wovon sie sprach. Beim Ultraschall sah sie eindeutig die Adenomyose an der Gebärmuttervorderwand. Das war wohl das durchblutete Gewebe, das einmal für ein Myom und einmal für das Pelvic Congestion Syndrom gehalten wurde. Ich fing an zu weinen. Einerseits weil ich erleichtert war, zu wissen was es ist und andererseits aus Trauer und Angst, dass es mit eigenen Kindern nie klappen wird. Die Frauenärztin klärte mich dann auf, dass es mit der Hormontherapie sicher besser klappen werde mit der künstlichen Befruchtung. Gut sei es einfach, mindestens 6 Monate diese zu nehmen, besser länger. Nun nehme ich sie seit 5 Monaten, allgemein ist es besser geworden.
Ich bin nicht komplett schmerzfrei, aber habe deutlich an Lebensqualität dazu gewonnen. Wann und ob wir noch weitere künstliche Befruchtungen machen, wissen wir noch nicht. Aber ich weiss, dass mein Glück nicht von einem Kind abhängen darf und dass das Leben auch so schön ist. Vielleicht soll es bei uns einfach
nicht sein. Warum auch immer. Vielleicht ergibt irgendwann alles Sinn.