Anita
51 Jahre alt
Verdachtsdiagnose Dezember 2007.
(Eindeutiger Verdacht wegen Schokoladenzysten in beiden Eierstöcken, kissing ovaries, hochgradige Endometriose)
2011, Mai erste Bauchspiegelung mit Bestätigung der Diagnose Endometriose Grad IV
Tiefinfiltrierende Endometriose, Verdacht auf Adenomyose
Drei Monate künstliche Wechseljahre
2011, August zweite Bauchspieglung
Nachwirkung von künstlichen Wechseljahren fünf weitere Monate ohne Zyklus.
Mit Akkupunktur und Chinesischen Kräutern den Zyklus wieder angekurbelt.
2012, Juli dritte Bauchspiegelung wegen Abszess am linken Eileiter und Eierstock
2012 unregelmässiger Zyklus, beginn Wechseljahre
2014 vorzeitige Wechseljahre mit 44 Jahren
2016, November Verdacht auf Eierstockkrebs
2017, Februar erster Bauchschnitt Eierstockkrebs bestätigt
Entfernung von Eierstock, Gebärmutter und vielen Lymphknoten im Unterleib
2020, Oktober zweiter Bauchschnitt Rezidiv Eierstockkrebs,
Entfernung vom Tumor sowie ein kleiner Teil des Darms
November / Dezember zwei Mal Chemotherapie
2021, Januar zwei weitere Chemotherapien
Zurzeit
MTT wegen Neuropathie und Fatigue (beides bekannte Nebenwirkungen) 2x /Wo
Misteltherapie drei Injektionen pro Woche zur Stärkung des Immunsystems
Vitamin D, Magnesium,
Berufsleben 100% Krankschreibung (vorher 40% Berufstätig als Buchhalterin)
Hobbys: nähen, stricken, häkeln, Schwimmen, Radfahren, Tanzen, Katzen,
Endometriose Awareness: Meine Geschichte wurde schon einige Male veröffentlicht.
2013, März im Buch «so leben wir mit Endometriose» von Kathrin Steinberger
2018, Juni Zeitungsbeilage zum Thema «der Körper der Frau» Leben mit Endometriose
2021, coming soon Dokumentarfilm «nicht die Regel» von Frauen mit Endometriose über Frauen mit Endometriose
"Die Tatsache, dass eine Krankheit, die so häufig ist wie Endometriose, sie ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung, weder von den Frauen noch von den Gynäkologen erkannt wird, kann sich nur mit Offenheit der Frauen und Aufklärung ändern."
Als jüngstes von drei Mädchen sieht man, wie die grossen Schwestern unter Mensbeschwerden leiden und ja man nimmt es einfach hin. Während der Ausbildung (3-Jährige Lehre) habe ich mir vom Frauenarzt Schmerzmittel verschreiben lassen,
(Zäpfchen – weil ich keine Tabletten schlucken konnte) damit ich nicht fehlen musste.
Mit 18 hatte ich meine erste sexuelle Beziehung und habe darum die Pille genommen. Mit der Pille hatte ich dann zum Glück keine Mensbeschwerden mehr.
Mit etwa 27 Jahren habe ich mit der Pille aufgehört. Ich wollte meinen Körper nicht mehr mit Hormonen verändern. Ich hatte Glück und meine Mensbeschwerden beschränkten sich auf den Tag vor der Periode und auf den ersten Zyklus-Tag. Die
Schmerzen waren auch auszuhalten. Zu Hause gab’s eine Wärmflasche auf den Bauch und während der Arbeit ein Schmerzmittel. Meistens hat eine gewöhnliche Schmerztablette geholfen. Ich hatte vielfach Schmerzen bis in den Rücken und in die
Oberschenkel ausstrahlend. Damals wusste ich ja noch nicht, dass meine Beschwerden auch einen Namen haben.
Im Dezember 2007 dann die Verdachtsdiagnose. Diese ist anhand von Ultraschallbildern gestellt worden. Darauf sieht man in beiden Eierstöcken eine Schokoladenzyste. Die grössere hatte einen Durchmesser von 7cm und die kleiner von 5cm. Das Drängen der Ärzte auf eine Operation hat mich total erschreckt und ich habe mir eine „zweite Meinung“ von einer Naturheilärztin geholt. Dies hat mich dazu
bewogen eine sanfte Methode zu suchen, die mich von meiner Endometriose befreien soll. Ich habe Nachkerzenöl- und Yamswurzel-Kapseln eigenommen.
(Sieben Tabletten pro Tag, am Anfang der reinste Horror für mich.) Meine Frauenärztin - die von der Zufalls-Diagnose - hat das nur belächelt. Aber ich musste
ja wegen der Ultraschall-Untersuchung zu ihr. Das konnte mir die Naturheilärztin nicht anbieten.
Viele Stunden verbrachte ich damit mich über diese ominöse Krankheit zu Informieren. Im Internet las ich viele Horrorgeschichten. Mir wurde schnelle klar, dass hier ein Spezialist beigezogen werden musste.
Anfang 2011 hatte ich eine Sprechstunde bei einem sehr renommierten Spezialisten und ich willigte zu meinen ersten beiden Operationen plus Wechseljahrtherapie ein.
Im Mai dann hatte ich meine erste Bauchspiegelung. Die Diagnose schwere infiltrative rektovaginale Endometriose rAFS IV mit kissing ovaries und grossen
Endometriomen der Ovarien sowie Infiltration des Rektosigmoids und ausgedehnte Adenomyosis. Sowie verschlossene Eileiter!
Die Wechseljahrtherapie mit Hormontherapie zeigte bei mir wenige Nebenwirkungen. Und im August hatte ich die second-look OP mit Entfernung der Endometriose in den Eierstöcken und um die Harnleiter. Leider wirkte die Wechseljahrtherapie noch fünf Monate weiter. Den Zyklus konnte ich mit Akkupunktur und Chinesischen Kräutern wieder ankurbeln. Ich hatte dann drei Versuche im 2012 auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Was leider nicht funktionierte. Ende Juli 2012 lag ich schon wieder auf dem OP-Tisch wegen einem Abszess am linken Eierstock und Eileiter.
Der Eiter zerstörte einiges an Gewebe und bei der Not-OP zeigten sich viele Verwachsungen im Bauch. Ohne künstliche Befruchtung würde ich wohl niemals
schwanger werden. Nach reiflicher Überlegung verzichtete ich auf unterstützende Massnahmen. Ich wollte der Natur ihren Lauf lassen.
Schon kurz darauf veränderte sich mein Zyklus und ich spürte, dass die Wechseljahre begonnen hatten. Zwei Jahre später hatte ich meine letzte Periode.
Ich war darüber sehr glücklich, weil die Schmerzen bis zum Schluss da waren.
Leider ist meine Geschichte noch nicht zu Ende.
Im November 2016 entdeckte mein Frauenarzt eine Veränderung im rechten
Eierstock. Verdacht auf Krebs. Wieder machte ich mich auf die Suche nach einem kompetenten Operateur.
Bei der Sprechstunde wurde mir schon Bewusst, dass dies eine grössere Sache wird. Ein Bauchschnitt, der eine Narbe der Länge nach über meinen Bauch hinterlassen wird. Einen Tag vor der Operation, wurde mir sogar die Stelle für ein allfälliges Stoma eingezeichnet. Der Eingriff dauerte 5 Stunden, der Eierstock hatte in seinem Inneren einen Tumor gebildet, der bösartig war. Es wurden Eierstock, Eileiter und die Gebärmutter entfernt sowie eine grosse Anzahl von Lymphknoten in meinem Bauch. Eine Chemotherapie wollte ich nicht machen. Ich fühlte mich Gesund.
Ende 2018 begann wieder etwas in meinem Bauch zu wachsen. Lange beobachtete ich dieses Wachstum bis es zu Beschwerden kam, die ich nicht mehr ignorieren konnte.
Im September 2020 mussten mir auf beiden Seiten Harnleiterschienen gelegt werden. Der Tumor drückte die Harnleiter ab und meine Nieren drohten zu versagen.
Im Oktober 2020 wurde der Tumor sowie ein Stück Darm wieder mit einem Bauchschnitt entfernt. Nun musste ich mir wieder überlegen ob ich Chemotherapie möchte oder nicht. Dieses Mal konnte ich nicht mit voller Überzeugung nein sagen.
Darum bekam ich im November 2020 die erste und Ende Januar 2021 die vierte und letzte Infusion. Während dieser Zeit und auch jetzt noch spritze ich mir drei Mal in der Woche ein Mistelpräparat in den Bauch. Dies stärkt mein Immunsystem. Zudem nehme ich Vitamin D und Magnesium ein. Im Moment habe ich noch eine Neuropathie in den Finger- und Zehenspitzen sowie eine milde Form von Fatigue.
Dagegen mache ich zwei Mal in der Woche ein Training welches von Physiotherapeuten kontrolliert wird. Da ich ein grosser Teil meiner Haare verloren habe ist meine Markenzeichen eine Beaniemütze. Davon habe ich mir eine kleine Auswahl genäht. Zum Glück wachsen die Haare schon wieder nach und bald kann ich wieder auf die Mütze verzichten.
Ob ich den Krebs besiegt habe, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ich bin mir sicher, dass es so ist. Ich fühle mich gesund und stark.